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Lieben Sie Karl May? Oder T.C. Boyles „Wassermusik“, den Film „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ oder die SF-Theorien Erich van Dänikens? Dann lassen Sie sich von Carl Michaels in die Welt der Indionas entführen. Der Autor legt mit seinem zweiten Buch einen furiosen Abenteuerroman vor, ein Opus zwischen archaischem Aufbruch und gnadenloser Zivilisationskritik. Zwischen Spekulation und Spektakel entwirft Michaels ein existentielles, farbenprächtiges Gleichnis: Auf der einen Seite die im Einklang mit dem Sein sich entwickelnde Allianz der Naturvölker, andererseits die in ewigen Motiven der Dekadenz fußende Fortschrittshörigkeit all der Ausbeuter, der Goldgräber und Eroberer. Irrwitzig komische Situationen wechseln sich mit lebensgefährlichen Erlebnissen in derartigem Tempo ab, dass man beim Schmökern – in einen fernen, exotischen Bann geratend – mitunter Zeit und Raum vergisst.

Dominik Dombrowski
Januar 2015

inhalt

Carl Michaels
Die Indionas
Exposé

Ano, Häuptling der Onas, ist mit kampferprobten Buschmännern seines Stammes auf der Jagd in den Urwäldern Indonesiens, als ein Seebeben mit anschließendem Tsunami und gewaltigen Vulkanausbrüchen die Inselwelt von Tobalis zerstört. Seine Gefährten werden vom Erdboden verschluckt. Wo soeben noch das kapitale Beutetier eines Warans stand, klafft jetzt das brodelnde Glutloch einer abgrundtiefen Erdspalte. Gerade noch vor Ausbruch der Feuerfontäne gelingt es Ano vom Ort des Schreckens zu entfliehen und sich mit letzter Kraft auf den Katamaran von Anasazi, den Schamanen des Stammes, zu retten.

Tags darauf auf hoher See erzählt der Schamane Ano, dass er seine Frau Inka und ihre Söhne vor dem Unglück auf seinem Fährboot zum chinesischen Festland gebracht habe, während er, Ano, für viele Monde auf der Jagd gewesen sei.

Nicht so sehr für seine Rettung, aber für diese unerwartet vorsorgliche Tat ist Ano dem Schamanen dankbar, vergisst für Augenblicke den schwelenden Konflikt, die Rivalität um die Vorherrschaft über die beiden Stämme der Indis und Onas. Anasazi ist der visionäre Schamane der Onas, der ganz im Geiste Manitous handelt. Er folgt einer Roten Wolke, die ihm den Weg in eine neue Welt weist. Ano ist ein kühner Jäger und trotz seiner Jugend der jüngst wieder gewählte Häuptling des Stammesbundes, den die Indis und Onas als solchen gleichermaßen achten und ehren, ihn insbesondere wegen der Duldung kulturell unterschiedlicher Stammesrituale schätzen und lieben. Zu verdanken hat er diese Haltung seiner Frau Inka, die aus der Priesterkaste der Indis stammt und aus ihm, dem Buschmann, einen Häuptling mit edler Gesinnung gemacht hat.

Die Überfahrt zum chinesischen Festland wird Ano zum Verhängnis. Der Katamaran droht jeden Augenblick zu kentern, als ein Zyklon aus heiterem Himmel ihn erfasst und Ano bei der Rettung eines in Todesnot geratenen Stammesgefährten über Bord geschleudert wird. Anasazi und die am Leben gebliebenen Flüchtlinge der Indis und Onas glauben, dass er in den Fluten ertrunken sei.

Nach Anos Trauerfeier und der Reparatur des Katamarans auf einem kleinen Atoll, wird die Reise fortgesetzt. Unterwegs geraten sie mit Affenmenschen, Kannibalen, Vogelfrauen und Außerirdischen in Kontakt. Es gibt Kämpfe auf den Inseln, wo sie zur Auffrischung der Wasser- und Nahrungsmittelvorräte anlegen. Anasazi und die Flüchtlinge erreichen nach mühevoller, höchst ereignisreicher Seefahrt das Land der Kung am großen Gelben Fluss, wo auch Inka mit ihren Söhnen Manco und Pacha lebt.

Als Inka von Anasazi erfährt, dass Ano ertrunken sei, weigert sie sich daran zu glauben. Ano, ihr geliebter, so starker und mutiger Mann solle tot sein?! Nein, das kann nicht sein. Undenkbar.

Im hochseetüchtigen Kastenhausboot von Chang-Li, einem befreundeten Fischer, macht Inka sich mit ihren Söhnen auf, um nach Ano zu forschen. Schließlich erreicht sie das Land der Ainu und findet dort Ano, der vor einiger Zeit von Jimmu, einem alten Austern- und Krabbenfischer, gerettet wurde. Überglücklich, dass sie einander wiedergefunden haben, lieben sich Ano und Inka, zeugen einen Sohn und verlassen das Land der Ainu, weil sie glauben, in der traumhaft schönen Inselwelt Polynesiens ihr wahres Glück finden zu können.

Im Nordhafen von Aotearou, dem heutigen Neuseeland, verkaufen sie ihr altes Fischerboot und erwerben ein Waka für eine Hand voll schwarzer Austernperlen. Mit dem Maori Mahoi als Lotsen an Bord des schnellen Doppelrumpfkanus, erreichen sie bald schon ihr Reiseziel in der Südsee des Stillen Ozeans.

Auf Bora Bora wird Yupanki geboren. Wie seine Brüder Manco und Pacha wird er ein kühner Seefahrer, der es sogar bis zum Befehlshaber der Flotte von Häuptling Tonga bringt. Ano und Inka erleben zwar noch, wie ihre Söhne von Bora Bora aufbrechen, um nach dem sagenhaften Festland im Osten des Stillen Ozeans zu suchen, aber nicht mehr, dass sie nach zahlreichen Abenteuern schließlich den Kontinent von Südamerika entdecken.

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Manco zieht mit Frau und Kindern zum Amazonas. Pacha lässt sich mit seiner Familie im Süden der Pampas am Rande der Anden nieder und Yupanki wird mit Hilfe von Außerirdischen der Galaxie Helix zum Gründer des nach seiner indigenen Mutter benannten Reichs der Inka. Das geschieht, nachdem sich durch regen Körperwärmeaustausch ihre Gene und Gefühle mit den Außerirdischen mischen. Aus polynesischen Indionas werden Indianos vom Stamme der Inkas, die höheren Bewusstseins eine andere Denkweise annehmen als jene rothäutigen Steinzeitmenschen, die sie auf Bora Bora waren.

Der Roten Wolke folgend, verlässt Anasazi kurz vor dem Ende der letzten Eiszeit das Land der Kung. Sein Weg führt ihn über die Himmelsberge an den Hof des Mongolenfürsten Cha-ka-Khan. Jahre vergehen, ehe er mit alten Getreuen, deren Nachkommen und einem Stamm von asiatischen Mischlingen gen Norden zieht. Sein Sohn Ki-ke-Pu führt den großen Treck an. Immer an der Ostküste entlang, erreichen sie nach einem langen, strapaziösen Marsch das Weiße Meer. Die Kälte geht durch Mark und Bein, aber es ist nicht der Frost, der ihre Haut mehr und mehr rötet, sondern die Reflektionen der Roten Wolke auf dem Eis, als sie es schließlich wagen, die weite, glitzernde Fläche zu betreten. Alt und blind, von seiner Frau Ko-Kita auf einer Schleiftrage gezogen, überquert Anasazi mit allen Nachkommen und Mischlingen der Onas den vereisten Landrücken durch das Weiße Meer. Es ist die Brücke zwischen zwei Kontinenten, die hinter ihnen birst, als sie das jenseitige Ufer einer neuen Welt betreten. Anasazi, der große Schamane, weiß auch ohne diese Neue Welt je gesehen zu haben, dass er seine Mission erfüllt hat. Die Stimme des Großen Geistes sagt es ihm, spricht zu seiner Seele. Er stirbt glücklich in den Armen seiner Frau Ko-Kita, das hagere Gesicht verklärt von einem überirdisch feinen Lächeln.

Endlich hat Manitou seine Kinder ins gelobte Land geführt, und wie die Verästelungen einer Koralle verzweigen sich die Stämme dieser roten Völkerwanderung im Laufe der Jahrtausende über den ganzen Kontinent der Neuen Welt. Sie leben im Einklang mit der Natur, bis der Weiße Mann übers Meer kommt. Das herrlich freie Land nennt er Amerika und ist berauscht von dessen wilder Schönheit, den exotischen Eingeborenen dieser Neuen Welt.

Mit Lug und Trug, Kreuz, Schwert, Armbrust und Kanonen, Ausbeutung und gezielter Infizierung tödlicher Krankheiten, löscht der Weiße Mann den Roten Mann aus, um sich mit Land und Bodenschätzen zu bereichern. Spanische Konquistadoren werden zu nimmersatten Blutbestien, wenn es um Gold geht. Auf Eroberungszügen, wie die von Hernán Cortés oder der Gebrüder Pizarro, wird mit unvorstellbarer Grausamkeit gemordet und gebrandschatzt. Azteken, Maya, Inka, hellhäutige, eurasische Amazonen oder Pachamamas Kinder, die braven Indios tief im Süden der Pampas, sie alle werden bis auf wenige Überlebende massakriert.

Und wie in Mittel- und Südamerika, geht der Völkermord auch im Norden Amerikas weiter. Der Weiße Mann kennt keine Gnade. „Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer“, sagt General Philip Sheridan und lässt seine Soldaten mit modernen Repetiergewehren vorgehen, unterstützt von Artilleriesperrfeuer und Schrapnellgeschossen.

Wenngleich die Indianer sich verzweifelt zur Wehr setzen, werden von Alaska bis Feuerland die meisten ihrer Stämme ausgerottet. Aber der Weiße Mann bleibt ohne Schuld und frei von Sühne, denn die Indianer werden ja im Kollektiv mit vereinten Kräften aller europäischen Zuwanderer getötet.

Lola Kiepje, die letzte vom Stamme der Onas, stirbt als alte Schamanin auf Feuerland im Jahre 1969. Mit ihrem Tod erlischt auch die Sprache der Onas. Sie stirbt eines natürlichen Todes; aber müsste der Weiße Mann um der Gerechtigkeit willen jemals für all die einst an den Indianern begangenen Gräueltaten büßen, dann gäbe es im Jenseits für ihn nur das Ewigfeuer der Hölle und keine Ewigen Jagdgründe im Reich Manitous, die das Herz und die Seele des Roten Mannes entzücken, ihn wie ein kleines Kind so überaus fröhlich machen und zutiefst beglücken.